1824 – 1874
Ich möcht es sagen, aber Worte
meiden!
Denn Worte klingen laut und
prahlend immer;
Und hätten Farben nicht so
bunten Schimmer,
So möcht ich’s malen, in ein
Bild es kleiden.
Ich möcht es schreiben, doch
so unbescheiden
Erscheint die Schrift, so voll
von eitlem Flimmer,
Und ließ ich Blumen reden,
wär’s noch schlimmer,
Denn das Verblümte kannst du
gar nicht leiden.
Ich möcht’s verschweigen, doch
das hilft so selten,
Ich möchte lächeln, doch dann
müßte eben
Mein Lächeln an das rechte
Wort dir gelten.
So aber bleibt’s im Zweifel
fragend schweben,
Wie, ohne unbescheiden mich zu
schelten,
Dein Herz erfährt, daß meins
dir ganz ergeben.
1824 – 1874 (Lohengrin)
„Du warst ein Ander, da ich
Dir’s versprochen,
Ich eine Andre, die Du ließest
schwören;
Nun wir uns unzertrennlich
angehören,
Sei mit dem Gürtel auch der
Schwur gebrochen.
Fühl’ ich dein Herz in meiner
Brust nicht pochen,
Und willst in mir Dein eigen
Selbst bethören?
Es muß die eigne Seele Dir
zerstören,
Wenn mir die Brust von
Zweifeln wird durchstochen.
Ein höh’res Recht ist Deiner
Liebe Gabe
Als jener Schwur, den ich zu
brechen wage,
Auf daß ich ganz Dich fasse,
ganz Dich habe.
O sprich ein Wort, daß mir ein
Himmel tage!
Du meines Wesens Athem, Licht
und Labe,
Woher der Fahrt? Dein Name!
Sprich! ich frage!“
1824 – 1874 (Freischütz)
Wer einer frommen Braut sein
Herz ergeben,
Der ist gefeit; es schwebt um
seine Pfade
Die weiße Taube, ein Symbol
der Gnade,
Mag auch das Netz des Bösen
ihn umweben.
Ob Lieb’ und Hoffen wankt in
Stammesbeben,
Ob des Geliebten Seele Schuld
belade,
Der Glaube führt zum rettenden
Gestade,
Die weiße Taube wird den Sieg
erstreben.
„Und ob die Wolke sie
verhüllt. Vertrauen!
Die Sonne strahlt am Himmel.
Heil’ger Glaube,
Du schwebest leuchtend über
mächtgem Grauen.
Die Hölle windet machtlos sich
im Staube,
Die Gnade siegt: Ein Wunder
anzuschauen,
Fliegt in die Lüfte auf die
weiße Taube.